71° 10‘ 21‘‘

Heute Morgen sind wir später dran, denn das Frühstücksbuffet öffnet erst ab 8 Uhr. Das ist aber kein Problem, denn wir fahren heute nicht weit. Die Etappe führt von Alta an die nördlichste Küste Europas. Ans Nordkap.

Als wir aufgestanden sind, war es sonnig und schön. Während dem Frühstück sehen wir, dass der Himmel sich ziemlich schnell verdunkelt. Als wir unsere Sachen anziehen frischt der Wind auf, also beschliessen wir das volle Wärmeprogramm zu starten. Ich ziehe mir mehrere Schichten über und einen speziellen Schutz für Hals und Gesicht. Zudem ziehe ich mir die warmen Handschuhe an. Im Notfall sind die Handschuhe beheizbar.

Wir fahren also in die Richtung wo die dunklen Wolken herkommen. Die Fahrt ist sehr gut, die Temperaturanzeige pendelt zwischen 4 und 6 Grad. Insgesamt sind es heute 240 Kilometer. Das Hotelzimmer in Honningsvag habe ich bereits gestern Abend gebucht.

Das Wetter klart nicht auf die Sicht ist schlecht und wir fahren ohne gross nach links und rechts zu gucken in konstantem Tempo. Wir müssen vorsichtig sein, denn immer wieder stehen Rentiere auf der Strasse oder am Strassenrand. Uns ist nicht klar wie die reagieren. Einzelne schrecken auf und springen in irgendeine Richtung. Als wir um eine Kurve kommen steht eine ganze Herde links und rechts neben der Strasse. Ich verlangsame und halte an. Vermutlich ist auf der rechten Seite das Leittier, denn alle Tiere auf der linken Seite rennen über die Strasse statt in die andere Richtung zu fliehen. Ein andermal springt ein Rentier über die Seitenabsperrung etwa einen halben Meter hoch in die Fahrbahn und rennt mit einem anderen Rentier vor uns her. Immer wieder schauen die beiden nach links und nach rechts und suchen verzweifelt einen Ausweg, denn auf der anderen Seite ist der Hang zu steil und zurück können sie irgendwie auch nicht mehr. Ich getraue mich nicht vorbei zu fahren also schauen wir den Rentieren zu bis sie etwa 500 Meter weiter den Hang erklimmen können. Wir können uns vor Lachen kaum auf den Motorrädern halten.

Ans Nordkap geht es an Honningsvag vorbei. Die Strasse steigt dann ziemlich stark an sie ist aber immer noch breit und übersichtlich. Je höher wir kommen, desto dunkler wird es und schliesslich befinden wir uns im Nebel. Die Fahrt im Nebel ist anstrengend und die Temperatur sinkt bis auf 2 Grad. Wir schalten beide die Heizungen an. Nun fängt es auch noch zu regnen an. Rolf zieht seine Regensachen an.

Wir haben es geschafft! Wir sind am Nordkap angekommen und stellen unsere Motorräder am Parkplatz ab. Schleunigst packen wir unsere Sachen und fliehen ins warme Foyer des Nordkap-Centers.

Das Nordkap ist eine 300 Meter hohe Klippe. Für die Touristen ist es der nördlichste Punkt des europäischen Festlands. Damit wir nicht blöd da stehen, muss ich erwähnen, dass der nördlichste Punkt eigentlich auf der Landzunge nebenan ist. Aber dort ist nichts, nicht einmal eine Strasse.

Das Beste was wir nun trinken können ist eine heisse Schokolade. Das Meer ist von der Klippe nicht zu sehen, der Nebel ist dicht und der Wind ist eisig.

Aber schon nach wenigen Minuten klart der Himmel etwas auf und die Sonne schaut wieder hervor. Wir essen noch etwas und verlassen das Nordkap zurück nach Honningsvag.

Wir hoffen, dass morgen das Wetter nicht schlechter wird oder die Temperatur wenigstens etwas steigt wenn wir die finnische Grenze passieren. Nächste Station ist Inari.